
WertePost – Bilanzversagen
3. Oktober 2020WertePost – Gesundheit als Wert
28. April 2021Wohlstand, Ökologie und Zukunftsfähigkeit – ein paradoxer Dreiklang?
[ez-toc]
„magic triangle“ Wohlstand, Ökologie und Zukunftsfähigkeit
Sie stehen bislang in Dysbalance oder in vermeintlichem Widerspruch zueinander. Können wir uns eine Welt vorstellen, in der sich die drei „vertragen“? Ist eine Welt denkbar, in der einer der drei Begriffe nicht auf Kosten der anderen existiert und alle drei Felder in Harmonie sind?
Prosperität ist variabel
Wohlstand ist ein facettenreicher und dehnbarer Begriff. Er spielt sowohl im Inneren als auch im Äußeren des menschlichen Lebens eine Rolle. Würde die Natur von sich behaupten, wohlhabend zu sein? Persönliche Bedürfnisse des Menschen sind maßgebend, um zu bewerten, was Wohlstand konkret ist. Definiert sich Wohlstand am Einzelnen oder an der Gesellschaft?
Die Ökonomie ist Grundlage und zugleich Instrument zur Erfüllung unserer Wohlstandsbedürfnisse. Der homo sapiens war in der Geschichte der Menschheit zumeist fixiert auf die bedingungs- und rücksichtslose Befriedigung seiner (Grund)-bedürfnisse. Dieser Jahrtausende währende Reflex hat sich in der Folge auf andere Bedürfnisse übertragen: Stichwort „Armut versus Reichtum“ oder das Versagen einer auch nur annähernd gerechten Verteilung des Wohlstandes.
Rücksichtnahme und maßvolles Verhalten sind für Einige noch immer nicht selbstverständlich. Der Gedanke, dass auch Wohlstand endlich sein könnte, hat sich noch nicht in das kollektive Bewusstsein aller Menschen eingeprägt. Ebenso, dass stete Bedürfnisbefriedigung nicht zu nachhaltigem Glück führt. Innerer Wohlstand nährt sich auch aus Zufriedenheit, Wohlergehen, Liebesfähigkeit und Sozialität.
OIKOS
Ökologie leitet sich aus den zwei altgriechischen Worten Oikos (Haus, Haushalt) und dem Logos (Wort, Lehre) ab. Streng übersetzt ist es die Lehre vom Haushalten. Ursprünglich aus der Biologie stammend, beschrieb Ernst Haeckel die Ökologie als die Erforschung der Beziehungen von Lebewesen oder Organismen untereinander und zu ihrer unbelebten Umwelt.
„Ökologisch“ nach heutigem Sprachgebrauch beschreibt eine Haltung oder ein Handeln, das den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen in den Vordergrund stellt.
Der Mensch ist in der Lage zu ökologischem Handeln, da er mit einem Ich begabt ist, entweder mit oder gegen die Natur lebt und handelt. Die letzten 100 Jahre haben wir uns mit unserem Handeln eher gegen die Natur gewandt und rücksichtslos Ressourcen verbraucht.
Die unzähligen Umweltkatastrophen und das Artensterben sind nur die offensichtlichsten Folgen menschlichen Versagens auf diesem Felde.
Ressourcenerschöpfung
Deutschlands Ressourcenerschöpfung stellte sich im vergangenen Jahr bereits am 3. Mai 2020 ein. Wir zehren uns und unsere Ressourcen auf. So leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen.
Der Global Overshot Day macht unsere ökologische Lage auf drastische Weise deutlich: 2020 waren weltweit am 22. August bereits alle natürlichen Ressourcen und CO2 Abgaben/ökologische Dienstleitungen verbraucht.
Lebenswerte Zukunft
Die Zukunftsfähigkeit ist ein Terminus der Nachhaltigkeit. Sie nimmt in erster Linie jedoch nicht das Messen und das Nachhalten in den Fokus, sondern diejenigen Handlungen, die zukunftssichernd oder -fördernd sind. Nachhaltige Entwicklung stellt Schwellenwerte, Technologie, soziale, gesellschaftliche und staatliche Organisationen so auf, dass unser gegenwärtiges Handeln auch künftigen Generationen noch ausreichend Ressourcen überlässt.
Viele meinen irrtümlicherweise, dies sei ohne Verzicht und schwindenden Wohlstand nicht machbar. Der Beweis ist jedoch nicht erbracht, dass die vermeintlich im Widerspruch stehenden Seiten des Dreiecks nicht miteinander im Einklang stehen können.
Um den derzeitigen extrem dissonanten Dreiklang in eine Harmonie zu transformieren, bedarf es der Neuausrichtung unserer Unternehmensmetrik und eines gezielten Auswahlprozesses von trefflichen Unternehmenswerten.
Nomen est omen
Die Wertebilanz fügt, nomen est omen, zwei bisher nicht in Zusammenhang gebrachte Begriffe zusammen: Die Werte (Philosophie und Ethik) mit der Bilanz (Ökonomie (+) und Ökologie/Nachhalten (-)). Das Instrument Buchführung kennen und nutzen wir seit mehr als 500 Jahren.
Die Bilanz kann Maß, Messung und Monitoring in ein System bringen. Bislang klammern wir zahlenmäßig die sozialen, geistigen und ökologischen Faktoren aus. Dies gilt es zu ändern, wollen wir geschönten, bunt bebilderten Bilanzanhängen über Nachhaltigkeit weiterhin Glauben schenken. Bilanzen zeigen verlässlich, wo wir mit unseren Anstrengungen stehen, Disharmonien können frühzeitig erkannt werden.
Wenn einer der drei Faktoren Zukunftsfähigkeit, Ökologie oder Wohlstand nicht angemessen berücksichtigt wird, kann die Wertebilanz den Handlungsbedarf bewusst machen. Korrektes und die Realität widerspiegelndes Bilanzieren lohnt sich, auch weil Schaden abgewendet werden kann. Versicherungsgesellschaften beschäftigen sich mit diesem Thema seit vielen Jahren und legen es auch in den herkömmlichen Bilanzen mit Rückstellungen dar.
Durchgreifend und flächendeckend steht der Beweis, die großen „Drei“ in Harmonie zu bekommen, noch aus. Es ist allerdings zu beobachten, dass immer mehr Unternehmen sich auf den Weg begeben, mit Reporting Werkzeugen mehr über das „magic triangle“ zu entdecken. Erst wenn die Werte realistisch in Euro und Cent in der Bilanz verbucht sind, was derzeit noch nicht der Fall ist, werden wir den Schlüssel zur zukünftigen Prosperität in Händen halten.
Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie
Lindemanns Bibliothek – Fachbuch
ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro